Rockmusik im Wandel der Zeit

Wer sein ganzes Leben in der Rockmusik verwurzelt ist, kommt an manchen Tagen nicht umhin, der guten alten Zeit nachzutrauern. In dieser Wahrnehmung waren die Bands vor 20 Jahren besser als die heutigen. Das Kuriose daran ist, dass die ältere Generation damals das Gleiche dachte. Ihrer Meinung nach war vor 20 Jahren ebenfalls alles besser. Die Frage ist nun, wann war es denn am besten? Vor 20 Jahren, vor 40 Jahren oder haben wir heute vielleicht sogar die beste Rockmusik aller Zeiten und bekommen es womöglich gar nicht mit?

Auch in der Rockmusik dürfte eine Bedarfsanalyse nicht fehlen

In der Musikindustrie und speziell in der Rockmusik gelten die gleichen wirtschaftlichen Prinzipien wie in anderen Bereichen. Es wird im Hintergrund mit derselben Akribie an der Marke der Band gefeilt, wie es bei einem Automobilhersteller oder einer Bierbrauerei der Fall ist. Um Entscheidungen über die Ausrichtung einer Band treffen zu können, brauchen ihre Manager und Produzenten eine fundierte Markt- und Bedarfsanalyse mit allen Fakten und Zahlen. Das hören viele Fans nicht gerne. Doch das war bereits zur guten alten Zeit vor 20 Jahren so, und auch vor 40 Jahren machten die Manager der Beatles oder der Rolling Stones eine Bedarfsanalyse, um herauszufinden, was die Fans wollten.

Die Bedarfsanalyse in Bezug auf die Musik der Beatles ergab, dass sie insbesondere bei den weiblichen Fans in den USA beliebt war. Die Nachfrage war dort am größten und somit boten die USA auch die besten Möglichkeiten, Geld zu verdienen. Auch die Bedarfsanalyse der Rolling Stones ergab, dass die USA ein extrem wichtiger Markt sind und die dortigen Fans am ehesten bereit waren, Geld für Platten und Konzertkarten auszugeben. Die Fans waren jedoch größtenteils männlich und dementsprechend wurde die Band auch etwas härter, verrückter, ruppiger und zuweilen obszön dargestellt. Die Bedarfsanalyse ergab seinerzeit, dass die Fans die Eskapaden von Keith Richards und Co. goutierten.

Andere Zeiten, andere Vorlieben

Jede Zeit hat ihre Mode. Jede Epoche hat ihre eigenen Werte und Ideale, die natürlich in eine aussagekräftige Bedarfsanalyse einfließen sollten. Diese sollte genau aufzeigen, was die große Mehrheit der Menschen bewegt und wie sie zum Kauf von Platten, Konzertkarten und Fanartikeln animiert werden können.

Das mag für manche eine schockierende Erkenntnis sein, aber im Grunde ist jede Band ein Produkt der Vermarktung. Diese Produkte unterliegen Trends, und nicht jeder Rockfan ist jeden Trend mitgegangen. Daher scheint die Behauptung, dass die Rockmusik vor 20 Jahren besser war, eine sehr subjektive Meinung zu sein. Die große Mehrheit der Rockfans ist mit der heutigen Musik überaus zufrieden, denn sonst wäre sie nicht so, wie sie ist.

Manchmal kann eine nüchterne Aufklärung den Weg frei machen, die Rockmusik wieder so zu lieben, wie man es einst tat. Es geht nicht um die „guten alten Zeiten“, sondern um Trends. Wenn man sich klarmacht, was man an der Rockmusik wirklich liebt, dann kann man genau das ausleben, ohne sich zu alt zu fühlen. Denn es gibt auch junge Rockfans, die den Stil der 1980er lieben.

Entwicklung der Rockmusik